Bil­dung für nach­hal­ti­ge Ent­wick­lung: Impul­se, Refle­xio­nen und Ansätze

Bil­dung für nach­hal­ti­ge Ent­wick­lung: Impul­se, Refle­xio­nen und Ansätze

Die Bil­dung für nach­hal­ti­ge Ent­wick­lung (BNE) ist ein zen­tra­les The­ma unse­rer Zeit, da sie uns dazu befä­higt, die Her­aus­for­de­run­gen des Kli­ma­wan­dels, der Res­sour­cen­knapp­heit und sozia­ler Ungleich­heit zu ver­ste­hen und anzu­ge­hen. Ange­sichts der glo­ba­len Her­aus­for­de­run­gen wie dem Kli­ma­wan­del und der Not­wen­dig­keit, die Zie­le der Agen­da 2030 zu errei­chen, ist BNE uner­läss­lich. Sie ver­mit­telt nicht nur Wis­sen, son­dern för­dert auch Kom­pe­ten­zen, die für eine nach­hal­ti­ge Zukunft not­wen­dig sind. Nur durch die För­de­rung von Bil­dung, Nach­hal­tig­keit und ver­ant­wor­tungs­be­wuss­tem Han­deln kön­nen wir eine gerech­te­re und zukunfts­fä­hi­ge Welt gestal­ten. Die­se Ein­lei­tung umreißt die Not­wen­dig­keit von BNE und wirft die Fra­ge auf, wie wir effek­ti­ve und trans­for­ma­ti­ve Bil­dungs­an­sät­ze ent­wi­ckeln kön­nen, die Indi­vi­du­en und Gemein­schaf­ten zu nach­hal­ti­gem Han­deln befä­hi­gen. Wie kön­nen wir BNE so gestal­ten, dass sie Men­schen jeden Alters dazu inspi­riert, aktiv an der Gestal­tung einer nach­hal­ti­gen Zukunft mit­zu­wir­ken und glo­ba­le Her­aus­for­de­run­gen wie Kli­ma­wan­del und sozia­le Gerech­tig­keit anzugehen?

Grund­la­gen und Zie­le der Bil­dung für nach­hal­ti­ge Ent­wick­lung (BNE)

Die BNE basiert auf der Idee, dass Bil­dung ein Schlüs­sel zur Bewäl­ti­gung glo­ba­ler Her­aus­for­de­run­gen und zur För­de­rung einer nach­hal­ti­gen Ent­wick­lung ist. Im Kern zielt BNE dar­auf ab, Ler­nen­de mit den not­wen­di­gen Kennt­nis­sen, Fähig­kei­ten, Wer­ten und Ein­stel­lun­gen aus­zu­stat­ten, um infor­mier­te Ent­schei­dun­gen zu tref­fen und ver­ant­wor­tungs­be­wusst zu han­deln. Dies beinhal­tet das Ver­ständ­nis der ver­schie­de­nen Dimen­sio­nen von Nach­hal­tig­keit – öko­lo­gisch, sozi­al und wirt­schaft­lich – und die Fähig­keit, die­se in Bil­dungs­an­ge­bo­te zu integrieren.

Ein zen­tra­ler Bezugs­punkt für die BNE ist die Agen­da 2030 der Ver­ein­ten Natio­nen mit ihren 17 Zie­len für nach­hal­ti­ge Ent­wick­lung (Sus­tainable Deve­lo­p­ment Goals, SDGs). BNE soll dazu bei­tra­gen, die­se Zie­le zu errei­chen, indem sie Ler­nen­de befä­higt, die Zusam­men­hän­ge zwi­schen glo­ba­len Her­aus­for­de­run­gen und loka­len Hand­lun­gen zu ver­ste­hen und aktiv an der Gestal­tung einer nach­hal­ti­gen Zukunft mit­zu­wir­ken. Zu den wich­tigs­ten Kom­pe­ten­zen, die im Rah­men der BNE ver­mit­telt wer­den sol­len, gehören:

  • Sys­te­mi­sches Den­ken: Die Fähig­keit, kom­ple­xe Sys­te­me zu ver­ste­hen und Zusam­men­hän­ge zu erkennen.
  • Kri­ti­sches Den­ken: Die Fähig­keit, Infor­ma­tio­nen zu hin­ter­fra­gen und eige­ne Annah­men zu reflektieren.
  • Zukunfts­ori­en­tier­tes Den­ken: Die Fähig­keit, sich zukünf­ti­ge Sze­na­ri­en vor­zu­stel­len und lang­fris­ti­ge Kon­se­quen­zen des eige­nen Han­delns zu berücksichtigen.
  • Koope­ra­ti­ons­fä­hig­keit: Die Fähig­keit, mit ande­ren zusam­men­zu­ar­bei­ten und gemein­sam Lösun­gen zu entwickeln.
  • Selbst­wirk­sam­keit: Das Ver­trau­en in die eige­ne Fähig­keit, etwas zu bewir­ken und posi­ti­ve Ver­än­de­run­gen herbeizuführen.

Die BNE betont die Bedeu­tung der Par­ti­zi­pa­ti­on und der eigen­ver­ant­wort­li­chen Gestal­tung von Lern­pro­zes­sen. Ler­nen­de sol­len nicht nur Wis­sen kon­su­mie­ren, son­dern auch aktiv an der Ent­wick­lung von Lösun­gen für nach­hal­ti­ge Ent­wick­lung betei­ligt wer­den. Dies erfor­dert einen Wan­del in den Bil­dungs­an­sät­zen, hin zu mehr inter­ak­ti­ven, hand­lungs­ori­en­tier­ten und pro­blem­ba­sier­ten Lernformen.

Umwelt­bil­dung ist eng mit der BNE ver­bun­den. Sie ver­mit­telt Wis­sen über öko­lo­gi­sche Zusam­men­hän­ge und sen­si­bi­li­siert für Umwelt­pro­ble­me. Die BNE geht jedoch über die rei­ne Wis­sens­ver­mitt­lung hin­aus und zielt dar­auf ab, Hand­lungs­kom­pe­ten­zen zu ent­wi­ckeln, die es den Ler­nen­den ermög­li­chen, aktiv zum Schutz der Umwelt beizutragen.

Wei­ter­füh­ren­de Infor­ma­tio­nen: Umwelt­bun­des­amt – Umwelt­bil­dung und Bil­dung für nach­hal­ti­ge Ent­wick­lung: https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/1410/publikationen/2020–06-29_texte_118-2020_umweltbildung-bne.pdf

Impul­se für die Gestal­tung von BNE-Angeboten

Die Gestal­tung von effek­ti­ven BNE-Ange­bo­ten erfor­dert inno­va­ti­ve Ansät­ze und didak­ti­sche Metho­den, die die Ler­nen­den akti­vie­ren, kri­ti­sches Den­ken för­dern und Hand­lungs­kom­pe­ten­zen ver­mit­teln. Ein zen­tra­ler Aspekt ist die Par­ti­zi­pa­ti­on der Ler­nen­den. BNE-Ange­bo­te soll­ten so gestal­tet sein, dass sie die Inter­es­sen und Bedürf­nis­se der Ler­nen­den berück­sich­ti­gen und ihnen die Mög­lich­keit geben, sich aktiv ein­zu­brin­gen. Dies kann bei­spiels­wei­se durch die Ein­be­zie­hung von Fall­stu­di­en, Pro­jek­ten oder Rol­len­spie­len gesche­hen, in denen die Ler­nen­den kon­kre­te Her­aus­for­de­run­gen der nach­hal­ti­gen Ent­wick­lung unter­su­chen und eige­ne Lösun­gen entwickeln.

Die För­de­rung von kri­ti­schem Den­ken ist ein wei­te­res wich­ti­ges Ziel der BNE. Ler­nen­de soll­ten in die Lage ver­setzt wer­den, Infor­ma­tio­nen zu hin­ter­fra­gen, ver­schie­de­ne Per­spek­ti­ven ein­zu­neh­men und eige­ne Annah­men zu reflek­tie­ren. Dies kann bei­spiels­wei­se durch die Dis­kus­si­on kon­tro­ver­ser The­men, die Ana­ly­se von Medi­en­be­rich­ten oder die Durch­füh­rung von Debat­ten erreicht werden.

Ein wei­te­rer wich­ti­ger Aspekt ist die Ver­mitt­lung von Hand­lungs­kom­pe­ten­zen. BNE-Ange­bo­te soll­ten den Ler­nen­den die Mög­lich­keit geben, kon­kre­te Hand­lun­gen zu pla­nen und umzu­set­zen, die zur För­de­rung der nach­hal­ti­gen Ent­wick­lung bei­tra­gen. Dies kann bei­spiels­wei­se durch die Durch­füh­rung von Umwelt­ak­tio­nen, die Orga­ni­sa­ti­on von Infor­ma­ti­ons­ver­an­stal­tun­gen oder die Ent­wick­lung von nach­hal­ti­gen Pro­duk­ten geschehen.

Zu den didak­ti­schen Metho­den, die sich beson­ders für die Gestal­tung von BNE-Ange­bo­ten eig­nen, gehören:

  • Pro­blem­ba­sier­tes Ler­nen: Ler­nen­de arbei­ten an kon­kre­ten Pro­ble­men der nach­hal­ti­gen Ent­wick­lung und ent­wi­ckeln eige­ne Lösungen.
  • Pro­jekt­ba­sier­tes Ler­nen: Ler­nen­de füh­ren eige­ne Pro­jek­te durch, die zur För­de­rung der nach­hal­ti­gen Ent­wick­lung beitragen.
  • Koope­ra­ti­ves Ler­nen: Ler­nen­de arbei­ten in Grup­pen zusam­men, um gemein­sam Lösun­gen zu entwickeln.
  • For­schen­des Ler­nen: Ler­nen­de unter­su­chen eige­ne Fra­ge­stel­lun­gen im Bereich der nach­hal­ti­gen Entwicklung.
  • Ler­nen durch Enga­ge­ment: Ler­nen­de enga­gie­ren sich in loka­len Initia­ti­ven und Orga­ni­sa­tio­nen, die sich für die nach­hal­ti­ge Ent­wick­lung einsetzen.

Die Aus­wahl der geeig­ne­ten Metho­den hängt von den jewei­li­gen Lern­zie­len, der Ziel­grup­pe und dem Kon­text ab. Wich­tig ist, dass die Metho­den die Ler­nen­den akti­vie­ren, ihre Krea­ti­vi­tät för­dern und ihnen die Mög­lich­keit geben, eige­ne Erfah­run­gen zu sammeln.

Refle­xio­nen zur Rol­le ver­schie­de­ner Bil­dungs­be­rei­che in der BNE

Die Bil­dung für nach­hal­ti­ge Ent­wick­lung (BNE) ist kei­ne Auf­ga­be, die aus­schließ­lich dem for­ma­len Bil­dungs­sys­tem obliegt. Viel­mehr erfor­dert eine trans­for­ma­ti­ve BNE die Ein­be­zie­hung und Ver­net­zung ver­schie­de­ner Bil­dungs­be­rei­che: for­ma­le, non-for­ma­le und infor­mel­le Bil­dung. Jeder die­ser Berei­che bringt eige­ne Stär­ken und Her­aus­for­de­run­gen mit sich, die es zu erken­nen und opti­mal zu nut­zen gilt.

Die for­ma­le Bil­dung, also Schu­len, Hoch­schu­len und Uni­ver­si­tä­ten, bie­tet den Vor­teil einer struk­tu­rier­ten Wis­sens­ver­mitt­lung und einer brei­ten Erreich­bar­keit. Hier kön­nen grund­le­gen­de Kom­pe­ten­zen für eine nach­hal­ti­ge Ent­wick­lung sys­te­ma­tisch auf­ge­baut wer­den. Aller­dings besteht oft die Her­aus­for­de­rung, star­re Lehr­plä­ne auf­zu­bre­chen und BNE fächer­über­grei­fend und hand­lungs­ori­en­tiert zu inte­grie­ren. Es bedarf qua­li­fi­zier­ter Lehr­kräf­te, die BNE nicht nur als zusätz­li­ches The­ma betrach­ten, son­dern als Quer­schnitts­auf­ga­be ver­ste­hen und in ihren Unter­richt inte­grie­ren. Die Anpas­sung von Cur­ri­cu­la und die Ent­wick­lung geeig­ne­ter Lehr­ma­te­ria­li­en sind daher essenziell.

Die non-for­ma­le Bil­dung umfasst Ange­bo­te wie Work­shops, Semi­na­re, Jugend­grup­pen und außer­schu­li­sche Lern­or­te. Die­se Bil­dungs­form zeich­net sich durch ihre Fle­xi­bi­li­tät und Pra­xis­nä­he aus. Sie kann The­men der Nach­hal­tig­keit auf­grei­fen, die im for­ma­len Bil­dungs­sys­tem zu kurz kom­men oder ver­tie­fend behan­deln. Non-for­ma­le Bil­dungs­an­ge­bo­te errei­chen oft Ziel­grup­pen, die durch for­ma­le Bil­dungs­we­ge weni­ger gut erreicht wer­den, und för­dern die Par­ti­zi­pa­ti­on und Eigen­in­itia­ti­ve der Ler­nen­den. Eine Her­aus­for­de­rung besteht dar­in, die Qua­li­tät die­ser Ange­bo­te sicher­zu­stel­len und sie stär­ker mit dem for­ma­len Bil­dungs­sys­tem zu ver­net­zen, um Syn­er­gie­ef­fek­te zu erzielen.

Die infor­mel­le Bil­dung fin­det im All­tag statt, durch Medi­en, Gesprä­che, Erfah­run­gen und Beob­ach­tun­gen. Sie ist all­ge­gen­wär­tig und prägt unse­re Ein­stel­lun­gen und Ver­hal­tens­wei­sen. Die infor­mel­le Bil­dung kann eine wich­ti­ge Rol­le bei der Sen­si­bi­li­sie­rung für Nach­hal­tig­keits­the­men spie­len und zu einer Ver­hal­tens­än­de­rung bei­tra­gen. Aller­dings ist sie oft unstruk­tu­riert und wenig ziel­ge­rich­tet. Um das Poten­zi­al der infor­mel­len Bil­dung für BNE zu nut­zen, ist es wich­tig, Mul­ti­pli­ka­to­ren zu schu­len, posi­ti­ve Bei­spie­le zu kom­mu­ni­zie­ren und eine Kul­tur der Nach­hal­tig­keit zu fördern.

Die Ver­net­zung und Koope­ra­ti­on der ver­schie­de­nen Bil­dungs­be­rei­che ist ent­schei­dend für eine erfolg­rei­che Umset­zung von BNE. Schu­len kön­nen mit außer­schu­li­schen Lern­or­ten koope­rie­ren, um den Unter­richt pra­xis­nah zu gestal­ten. Unter­neh­men kön­nen Bil­dungs­an­ge­bo­te für ihre Mit­ar­bei­ter und die Öffent­lich­keit ent­wi­ckeln. Zivil­ge­sell­schaft­li­che Orga­ni­sa­tio­nen kön­nen ihr Know-how und ihre Erfah­run­gen in die for­ma­le und non-for­ma­le Bil­dung ein­brin­gen. Durch eine enge Zusam­men­ar­beit kön­nen die Stär­ken der ein­zel­nen Bil­dungs­be­rei­che opti­mal genutzt und die Her­aus­for­de­run­gen gemein­sam bewäl­tigt werden.

Ansät­ze zur Imple­men­tie­rung von BNE in ver­schie­de­nen Kontexten

Die Imple­men­tie­rung von Bil­dung für nach­hal­ti­ge Ent­wick­lung (BNE) erfor­dert ange­pass­te Ansät­ze, die den spe­zi­fi­schen Kon­tex­ten von Schu­len, Hoch­schu­len, Unter­neh­men und zivil­ge­sell­schaft­li­chen Orga­ni­sa­tio­nen Rech­nung tragen.

Schu­len spie­len eine Schlüs­sel­rol­le bei der Ver­mitt­lung von Kom­pe­ten­zen für eine nach­hal­ti­ge Zukunft. Ein erfolg­rei­cher Ansatz ist die Inte­gra­ti­on von BNE in den Lehr­plan aller Fächer. Dies kann durch the­men­be­zo­ge­ne Pro­jek­te, Exkur­sio­nen und die Ein­be­zie­hung von Exper­ten aus der Pra­xis gesche­hen. Wich­tig ist, dass die Schü­le­rin­nen und Schü­ler nicht nur Wis­sen erwer­ben, son­dern auch Hand­lungs­kom­pe­ten­zen ent­wi­ckeln, um ihr eige­nes Leben und ihre Umwelt nach­hal­ti­ger zu gestal­ten. Die För­de­rung von par­ti­zi­pa­ti­ven Lern­for­men, wie z.B. Schü­ler­fir­men oder Umwelt­teams, kann dazu bei­tra­gen, das Enga­ge­ment der Schü­le­rin­nen und Schü­ler zu stär­ken. Ein Bei­spiel für eine erfolg­rei­che Imple­men­tie­rung von BNE in Schu­len ist das Pro­jekt “Schu­le der Zukunft” in Nord­rhein-West­fa­len, bei dem Schu­len unter­stützt wer­den, BNE in ihrem Schul­pro­gramm zu verankern.

Hoch­schu­len haben die Auf­ga­be, zukünf­ti­ge Fach- und Füh­rungs­kräf­te aus­zu­bil­den, die in der Lage sind, nach­hal­ti­ge Lösun­gen für kom­ple­xe Pro­ble­me zu ent­wi­ckeln. Die Imple­men­tie­rung von BNE an Hoch­schu­len kann durch die Inte­gra­ti­on von Nach­hal­tig­keits­the­men in die Leh­re, For­schung und das Cam­pus­ma­nage­ment erfol­gen. Stu­di­en­gän­ge kön­nen um Modu­le zur nach­hal­ti­gen Ent­wick­lung erwei­tert wer­den, und Stu­die­ren­de kön­nen in For­schungs­pro­jek­ten an nach­hal­ti­gen Lösun­gen arbei­ten. Das Cam­pus­ma­nage­ment kann durch die Redu­zie­rung des Ener­gie­ver­brauchs, die För­de­rung des öko­lo­gi­schen Ver­kehrs und die Beschaf­fung nach­hal­ti­ger Pro­duk­te einen Bei­trag zur Nach­hal­tig­keit leis­ten. Die Bro­schü­re “HOCHSCHULEN FÜR EINE NACHHALTIGE ENTWICKLUNG” der Hoch­schul­rek­to­ren­kon­fe­renz (HRK) bie­tet wert­vol­le Ein­bli­cke in die Imple­men­tie­rung von BNE an Hoch­schu­len https://www.hrk.de/fileadmin/redaktion/A4/20140928_UNESCO_Broschuere2014_web.pdf – Sie beleuch­tet ver­schie­de­ne Stra­te­gien und Bei­spie­le für die Ver­an­ke­rung von Nach­hal­tig­keit im Hochschulbereich.

Unter­neh­men kön­nen durch die Imple­men­tie­rung von BNE einen Bei­trag zur nach­hal­ti­gen Ent­wick­lung leis­ten und gleich­zei­tig ihre Wett­be­werbs­fä­hig­keit stei­gern. Ein erfolg­rei­cher Ansatz ist die Ent­wick­lung einer Nach­hal­tig­keits­stra­te­gie, die auf die spe­zi­fi­schen Her­aus­for­de­run­gen und Chan­cen des Unter­neh­mens zuge­schnit­ten ist. Die­se Stra­te­gie soll­te in alle Berei­che des Unter­neh­mens inte­griert wer­den, von der Pro­dukt­ent­wick­lung über die Pro­duk­ti­on bis hin zum Mar­ke­ting. Die Mit­ar­bei­te­rin­nen und Mit­ar­bei­ter soll­ten in die Umset­zung der Nach­hal­tig­keits­stra­te­gie ein­be­zo­gen wer­den, z.B. durch Schu­lun­gen, Work­shops und die För­de­rung von Eigen­in­itia­ti­ve. Ein Bei­spiel für eine erfolg­rei­che Imple­men­tie­rung von BNE in Unter­neh­men ist die Ein­füh­rung von Umwelt­ma­nage­ment­sys­te­men nach ISO 14001.

Zivil­ge­sell­schaft­li­che Orga­ni­sa­tio­nen spie­len eine wich­ti­ge Rol­le bei der Sen­si­bi­li­sie­rung der Öffent­lich­keit für Nach­hal­tig­keits­the­men und der För­de­rung von nach­hal­ti­gem Ver­hal­ten. Sie kön­nen Bil­dungs­an­ge­bo­te für ver­schie­de­ne Ziel­grup­pen ent­wi­ckeln, Kam­pa­gnen durch­füh­ren und sich für eine nach­hal­ti­ge Poli­tik ein­set­zen. Ein erfolg­rei­cher Ansatz ist die Zusam­men­ar­beit mit ande­ren Akteu­ren, wie z.B. Schu­len, Hoch­schu­len, Unter­neh­men und Kom­mu­nen. Durch die Ver­net­zung und Koope­ra­ti­on kön­nen Syn­er­gie­ef­fek­te erzielt und die Wir­kung der BNE-Akti­vi­tä­ten erhöht werden.

Her­aus­for­de­run­gen und Per­spek­ti­ven der Bil­dung für nach­hal­ti­ge Entwicklung

Die Bil­dung für nach­hal­ti­ge Ent­wick­lung (BNE) steht trotz ihrer wach­sen­den Bedeu­tung vor einer Rei­he von Her­aus­for­de­run­gen. Eine der größ­ten ist der Man­gel an Res­sour­cen. Vie­le Bil­dungs­ein­rich­tun­gen und Orga­ni­sa­tio­nen ver­fü­gen nicht über die finan­zi­el­len und per­so­nel­len Res­sour­cen, um BNE-Ange­bo­te in aus­rei­chen­dem Umfang und mit hoher Qua­li­tät anzu­bie­ten. Dies betrifft sowohl die Aus­stat­tung mit Lehr­ma­te­ria­li­en als auch die Qua­li­fi­zie­rung von Bildungspersonal.

Ein wei­te­res Pro­blem ist die feh­len­de poli­ti­sche Unter­stüt­zung. BNE wird oft nicht als Prio­ri­tät behan­delt und erhält daher nicht die not­wen­di­ge Auf­merk­sam­keit und För­de­rung. Dies zeigt sich bei­spiels­wei­se in der man­geln­den Ver­an­ke­rung von BNE in den Lehr­plä­nen und den feh­len­den Anrei­zen für Bil­dungs­ein­rich­tun­gen, BNE-Ange­bo­te zu entwickeln.

Auch die unzu­rei­chen­de Qua­li­fi­zie­rung von Bil­dungs­per­so­nal stellt eine Her­aus­for­de­rung dar. Vie­le Lehr­kräf­te und Bil­dungs­ver­mitt­ler füh­len sich nicht aus­rei­chend vor­be­rei­tet, um BNE-The­men kom­pe­tent und moti­vie­rend zu ver­mit­teln. Es bedarf daher geziel­ter Fort- und Wei­ter­bil­dungs­an­ge­bo­te, die das not­wen­di­ge Wis­sen und die didak­ti­schen Fähig­kei­ten vermitteln.

Trotz die­ser Her­aus­for­de­run­gen gibt es auch viel­ver­spre­chen­de Per­spek­ti­ven für die Wei­ter­ent­wick­lung von BNE. Ein wich­ti­ger Trend ist die zuneh­men­de Ver­net­zung und Koope­ra­ti­on zwi­schen ver­schie­de­nen Akteu­ren, wie z.B. Bil­dungs­ein­rich­tun­gen, Unter­neh­men, zivil­ge­sell­schaft­li­chen Orga­ni­sa­tio­nen und Kom­mu­nen. Durch die Zusam­men­ar­beit kön­nen Res­sour­cen gebün­delt, Wis­sen aus­ge­tauscht und Syn­er­gie­ef­fek­te erzielt werden.

Ein wei­te­rer wich­ti­ger Trend ist die Ent­wick­lung inno­va­ti­ver Bil­dungs­for­ma­te, die auf die Bedürf­nis­se und Inter­es­sen der Ler­nen­den zuge­schnit­ten sind. Dazu gehö­ren z.B. par­ti­zi­pa­ti­ve Lern­me­tho­den, digi­ta­le Lern­an­ge­bo­te und die Ein­be­zie­hung von Gamification-Elementen.

Zukünf­ti­ge For­schungs- und Hand­lungs­fel­der der BNE umfas­sen die Ent­wick­lung von Mess­in­stru­men­ten zur Erfas­sung der Wirk­sam­keit von BNE-Ange­bo­ten, die Erfor­schung der Rol­le von Emo­tio­nen und Wer­ten bei der För­de­rung von nach­hal­ti­gem Ver­hal­ten und die Ent­wick­lung von BNE-Ange­bo­ten für spe­zi­fi­sche Ziel­grup­pen, wie z.B. Migran­ten, Men­schen mit Behin­de­run­gen oder älte­re Men­schen. Die Aus­ein­an­der­set­zung mit trans­for­ma­ti­vem Ler­nen, das über rei­ne Wis­sens­ver­mitt­lung hin­aus­geht und tief­grei­fen­de Ver­än­de­run­gen in den Ein­stel­lun­gen und Ver­hal­tens­wei­sen der Ler­nen­den bewir­ken soll, ist eben­falls ein wich­ti­ges Zukunftsfeld.

Bil­dung für nach­hal­ti­ge Ent­wick­lung als poli­ti­sche Bil­dung verstehen

Die Bil­dung für nach­hal­ti­ge Ent­wick­lung (BNE) ist untrenn­bar mit dem Kon­zept der poli­ti­schen Bil­dung ver­bun­den. Nach­hal­tig­keit ist nicht nur eine öko­lo­gi­sche oder öko­no­mi­sche, son­dern zutiefst eine gesell­schaft­li­che und poli­ti­sche Her­aus­for­de­rung. Sie erfor­dert die Aus­ein­an­der­set­zung mit Macht­struk­tu­ren, Ver­tei­lungs­ge­rech­tig­keit und glo­ba­len Abhän­gig­kei­ten. BNE in die­sem Sin­ne zielt dar­auf ab, Ler­nen­de nicht nur über kom­ple­xe Zusam­men­hän­ge zu infor­mie­ren, son­dern sie auch zu befä­hi­gen, an demo­kra­ti­schen Pro­zes­sen teil­zu­ha­ben und gesell­schaft­li­chen Wan­del mitzugestalten.

Die Inte­gra­ti­on von BNE und poli­ti­scher Bil­dung bedeu­tet, dass The­men wie Kli­ma­kri­se, sozia­le Ungleich­heit oder Res­sour­cen­kon­flik­te nicht iso­liert betrach­tet wer­den, son­dern immer im Kon­text poli­ti­scher Ent­schei­dun­gen, glo­ba­ler Gover­nan­ce-Struk­tu­ren und der Rol­le der Zivil­ge­sell­schaft. Es geht dar­um, die Ursa­chen und Wir­kun­gen von nicht-nach­hal­ti­gen Prak­ti­ken zu ana­ly­sie­ren, unter­schied­li­che Inter­es­sen und Per­spek­ti­ven zu ver­ste­hen und alter­na­ti­ve poli­ti­sche Hand­lungs­op­tio­nen zu bewerten.

Ein zen­tra­ler Aspekt ist die För­de­rung der Par­ti­zi­pa­ti­on. BNE als poli­ti­sche Bil­dung ermu­tigt Ler­nen­de, aktiv an Dis­kur­sen teil­zu­neh­men, eige­ne Stand­punk­te zu ent­wi­ckeln und sich für eine nach­hal­ti­ge­re Zukunft zu enga­gie­ren. Dies kann durch Pro­jek­te gesche­hen, die loka­les poli­ti­sches Enga­ge­ment för­dern, durch Simu­la­tio­nen von poli­ti­schen Ent­schei­dungs­pro­zes­sen oder durch die Ana­ly­se von gesell­schaft­li­chen Bewe­gun­gen, die sich für Nach­hal­tig­keit einsetzen.

Die Ver­mitt­lung poli­ti­scher Kom­pe­ten­zen im Rah­men von BNE umfasst die Fähig­keit zur kri­ti­schen Refle­xi­on, zur Empa­thie, zur Argu­men­ta­ti­on und zum kon­struk­ti­ven Umgang mit Kon­flik­ten. Es geht dar­um, Ler­nen­de zu ermäch­ti­gen (Empower­ment), ihre demo­kra­ti­schen Rech­te und Pflich­ten wahr­zu­neh­men und Ver­ant­wor­tung für die gemein­sa­me Gestal­tung einer nach­hal­ti­gen Welt zu über­neh­men. Dies erfor­dert didak­ti­sche Ansät­ze, die offen, kon­tro­vers und plu­ra­lis­tisch sind und Raum für unter­schied­li­che Mei­nun­gen und Erfah­run­gen bie­ten. Die Schnitt­stel­le von BNE und poli­ti­scher Bil­dung ist somit ein ent­schei­den­der Hebel, um den not­wen­di­gen trans­for­ma­ti­ons­fä­hi­gen Wan­del in Rich­tung einer gerech­te­ren und öko­lo­gisch intak­te­ren Gesell­schaft voranzutreiben.

Fazit

Der vor­lie­gen­de Arti­kel hat die Bil­dung für nach­hal­ti­ge Ent­wick­lung (BNE) in ihren viel­fäl­ti­gen Facet­ten beleuch­tet, von den Grund­la­gen und Zie­len über inno­va­ti­ve didak­ti­sche Impul­se, die Rol­le ver­schie­de­ner Bil­dungs­be­rei­che und Imple­men­tie­rungs­an­sät­ze bis hin zu den aktu­el­len Her­aus­for­de­run­gen und der essen­ti­el­len Ver­bin­dung zur poli­ti­schen Bil­dung. Es wur­de deut­lich, dass BNE weit mehr ist als nur Umwelt­bil­dung; sie ist ein trans­for­ma­ti­ver Bil­dungs­an­satz, der dar­auf abzielt, Indi­vi­du­en und Gemein­schaf­ten zu befä­hi­gen, die kom­ple­xen glo­ba­len Her­aus­for­de­run­gen unse­rer Zeit zu ver­ste­hen und aktiv zu einer nach­hal­ti­ge­ren Zukunft beizutragen.

Die Agen­da 2030 und die glo­ba­len Nach­hal­tig­keits­zie­le (SDGs) geben dabei den Rah­men vor, doch die tat­säch­li­che Umset­zung von BNE erfor­dert kon­kre­te didak­ti­sche Stra­te­gien, die kri­ti­sches Den­ken, Hand­lungs­kom­pe­ten­zen und Par­ti­zi­pa­ti­on för­dern. Die effek­ti­ve Imple­men­tie­rung gelingt nur durch die Ver­net­zung und Koope­ra­ti­on ver­schie­de­ner Bil­dungs­ak­teu­re in for­ma­len, non-for­ma­len und infor­mel­len Kontexten.

Trotz zahl­rei­cher Best Prac­ti­ces ste­hen wir wei­ter­hin vor Her­aus­for­de­run­gen wie der Siche­rung aus­rei­chen­der Res­sour­cen, der Stär­kung der poli­ti­schen Unter­stüt­zung und der kon­ti­nu­ier­li­chen Qua­li­fi­zie­rung von Bil­dungs­per­so­nal. Die Per­spek­ti­ven der BNE lie­gen in ihrer wei­te­ren Ver­an­ke­rung in allen Bil­dungs­be­rei­chen und der stär­ke­ren Beto­nung ihres Cha­rak­ters als poli­ti­sche Bil­dung, die Ler­nen­de zur akti­ven Gestal­tung des gesell­schaft­li­chen Wan­dels ermu­tigt. BNE ist somit ein Schlüs­sel für eine resi­li­en­te­re, gerech­te­re und nach­hal­ti­ge­re Welt von morgen.

Wei­ter­füh­ren­de Quellen