Was ist Nach­hal­tig­keits­recht? Defi­ni­ti­on, Bedeu­tung und neue Ansät­ze für das Recht

Was ist Nach­hal­tig­keits­recht? Defi­ni­ti­on, Bedeu­tung und neue Ansät­ze für das Recht

Das Kon­zept der Nach­hal­tig­keit hat sich zu einem zen­tra­len Leit­prin­zip für Gesell­schaft und Wirt­schaft ent­wi­ckelt. Ange­sichts glo­ba­ler Her­aus­for­de­run­gen wie Kli­ma­wan­del, Res­sour­cen­knapp­heit und sozia­ler Ungleich­heit wird immer deut­li­cher, dass auch das Recht eine ent­schei­den­de Rol­le spie­len muss, um eine zukunfts­fä­hi­ge Ent­wick­lung zu ermög­li­chen. Doch was genau ver­birgt sich hin­ter dem Begriff “Nach­hal­tig­keits­recht”? Die­ser Arti­kel beleuch­tet die Defi­ni­ti­on und grund­le­gen­de Bedeu­tung die­ses auf­stre­ben­den Rechts­ge­biets und unter­sucht neue Ansät­ze, wie das Recht trans­for­miert wer­den kann, um den Anfor­de­run­gen der Nach­hal­tig­keit gerecht zu werden.

Defi­ni­ti­on und Abgren­zung des Nachhaltigkeitsrechts

Um die Fra­ge “Was ist Nach­hal­tig­keits­recht?” prä­zi­se zu beant­wor­ten, ist zunächst eine kla­re Defi­ni­ti­on und Abgren­zung von ver­wand­ten Gebie­ten uner­läss­lich. Nach­hal­tig­keits­recht kann ver­stan­den wer­den als die Gesamt­heit der recht­li­chen Nor­men, Prin­zi­pi­en und Instru­men­te, die dar­auf abzie­len, die nach­hal­ti­ge Ent­wick­lung im Sin­ne des Drei-Säu­len-Modells (Öko­lo­gie, Öko­no­mie, Sozia­les) zu för­dern und recht­lich abzu­si­chern. Es han­delt sich nicht um ein tra­di­tio­nell kodi­fi­zier­tes, in einem ein­zi­gen Gesetz­buch zusam­men­ge­fass­tes Rechts­ge­biet, son­dern viel­mehr um ein Quer­schnitts­recht, das Ele­men­te aus ver­schie­de­nen Dis­zi­pli­nen inte­griert und neu ausrichtet.

Die Abgren­zung zu eta­blier­ten Fel­dern wie dem Umwelt­recht oder dem Sozi­al­recht ist zen­tral, um die Eigen­stän­dig­keit und Not­wen­dig­keit eines Nach­hal­tig­keits­rechts zu ver­ste­hen. Wäh­rend das Umwelt­recht pri­mär den Schutz der natür­li­chen Lebens­grund­la­gen in den Fokus nimmt und das Sozi­al­recht sich auf die Siche­rung sozia­ler Stan­dards und Gerech­tig­keit kon­zen­triert, ver­sucht das Nach­hal­tig­keits­recht, die­se Dimen­sio­nen holis­tisch zu ver­knüp­fen und ihre Wech­sel­wir­kun­gen zu berück­sich­ti­gen. Es geht dar­um, die öko­lo­gi­schen, öko­no­mi­schen und sozia­len Anfor­de­run­gen glei­cher­ma­ßen und im gegen­sei­ti­gen Bezug zu behan­deln. Ein rei­nes Umwelt­recht mag bei­spiels­wei­se stren­gen Umwelt­schutz vor­schrei­ben, ohne die wirt­schaft­li­chen und sozia­len Fol­gen für Unter­neh­men und Arbeit­neh­mer aus­rei­chend zu berück­sich­ti­gen. Ein iso­lier­tes Sozi­al­recht kann Maß­nah­men for­dern, die öko­lo­gisch nicht trag­fä­hig sind. Das Nach­hal­tig­keits­recht hin­ge­gen sucht nach recht­li­chen Lösun­gen, die allen drei Säu­len gerecht wer­den und Ziel­kon­flik­te best­mög­lich ausbalancieren.

Ein eigen­stän­di­ger Begriff ist not­wen­dig, weil die Nach­hal­tig­keit eine inte­gra­ti­ve Per­spek­ti­ve erfor­dert, die über die tra­di­tio­nel­len Fächer­gren­zen hin­aus­geht. Es geht um die Trans­for­ma­ti­on des Rechts selbst, um es als wirk­sa­mes Steue­rungs­in­stru­ment für eine zukunfts­fä­hi­ge Gesell­schaft zu gestal­ten. Das Nach­hal­tig­keits­recht betrach­tet dabei nicht nur die Fol­gen mensch­li­chen Han­delns für die Umwelt oder die Gesell­schaft iso­liert, son­dern ana­ly­siert sys­te­mi­sche Zusam­men­hän­ge und sucht nach recht­li­chen Rah­men­be­din­gun­gen, die lang­fris­tig trag­fä­hi­ge Lösun­gen ermög­li­chen. Es ist ein dyna­mi­sches Feld, das sich par­al­lel zur Ent­wick­lung des Ver­ständ­nis­ses von Nach­hal­tig­keit wei­ter­ent­wi­ckelt und die Not­wen­dig­keit betont, das Recht und Nach­hal­tig­keit als untrenn­bar ver­bun­den zu begreifen.

Die Bedeu­tung des Nach­hal­tig­keits­rechts für Gesell­schaft und Wirtschaft

Die Bedeu­tung des Nach­hal­tig­keits­rechts für Gesell­schaft und Wirt­schaft kann kaum über­schätzt wer­den. Es fun­giert als fun­da­men­ta­les Steue­rungs­in­stru­ment und Gestal­tungs­rah­men, um die ambi­tio­nier­ten Nach­hal­tig­keits­zie­le, wie sie bei­spiels­wei­se in der Agen­da 2030 der Ver­ein­ten Natio­nen oder dem Pari­ser Kli­ma­ab­kom­men for­mu­liert sind, kon­kret in Recht und Pra­xis umzu­set­zen. Das Recht bie­tet die not­wen­di­ge Ver­bind­lich­keit und Durch­set­zungs­kraft, um frei­wil­li­ge Initia­ti­ven zu ergän­zen oder zu erset­zen und sicher­zu­stel­len, dass öko­lo­gi­sche und sozia­le Ver­ant­wor­tung nicht nur ein mora­li­sches Pos­tu­lat blei­ben, son­dern recht­li­che Ver­pflich­tun­gen werden.

Für die Gesell­schaft bedeu­tet das Nach­hal­tig­keits­recht eine Absi­che­rung zukünf­ti­ger Lebens­qua­li­tät. Es schützt natür­li­che Res­sour­cen, för­dert sozia­le Gerech­tig­keit und ermög­licht eine gerech­te­re Ver­tei­lung von Las­ten und Chan­cen zwi­schen den Gene­ra­tio­nen. Recht­li­che Rege­lun­gen zu Emis­si­ons­ober­gren­zen, Res­sour­cen­scho­nung, Arbeits­be­din­gun­gen oder Lie­fer­ket­ten­ver­ant­wor­tung sind kon­kre­te Bei­spie­le dafür, wie das Recht gesell­schaft­li­che Ver­än­de­run­gen im Sin­ne der Nach­hal­tig­keit anstößt und beglei­tet. Die gesell­schaft­li­che Rele­vanz des Rechts mani­fes­tiert sich hier in sei­ner Fähig­keit, indi­vi­du­el­le und kol­lek­ti­ve Ver­hal­tens­wei­sen so zu beein­flus­sen, dass sie den lang­fris­ti­gen Zie­len der Nach­hal­tig­keit dienen.

Auch für die Wirt­schaft hat das Nach­hal­tig­keits­recht weit­rei­chen­de Fol­gen und eine immense wirt­schaft­li­che Rele­vanz. Es schafft neue Rah­men­be­din­gun­gen für unter­neh­me­ri­sches Han­deln, die sowohl Her­aus­for­de­run­gen als auch Chan­cen mit sich brin­gen. Unter­neh­men sehen sich mit stei­gen­den Anfor­de­run­gen an Trans­pa­renz (z.B. durch Berichts­pflich­ten zu Umwelt‑, Sozi­al- und Gover­nan­ce-Fak­to­ren – ESG), Sorg­falts­pflich­ten in ihren Lie­fer­ket­ten oder der Not­wen­dig­keit zur Dekar­bo­ni­sie­rung kon­fron­tiert. Die­se recht­li­chen Vor­ga­ben kön­nen kurz­fris­tig Inves­ti­tio­nen und Anpas­sun­gen erfor­dern, för­dern aber lang­fris­tig Inno­va­tio­nen, schaf­fen neue Märk­te (z.B. für grü­ne Tech­no­lo­gien) und redu­zie­ren Risi­ken (z.B. Repu­ta­ti­ons­ri­si­ken, Haf­tungs­ri­si­ken bei Umwelt­ka­ta­stro­phen oder sozia­len Miss­stän­den). Das Nach­hal­tig­keits­recht wird somit zu einem Motor für eine nach­hal­ti­ge Trans­for­ma­ti­on der Wirt­schaft und einem Fak­tor für lang­fris­ti­gen Unter­neh­mens­er­folg. Es hilft dabei, exter­ne Kos­ten (Umwelt­ver­schmut­zung, sozia­le Kos­ten) zu inter­na­li­sie­ren und fai­re Wett­be­werbs­be­din­gun­gen für nach­hal­tig agie­ren­de Unter­neh­men zu schaf­fen. Die recht­li­che Ver­an­ke­rung von Nach­hal­tig­keits­zie­len im Recht gibt Unter­neh­men zudem Pla­nungs­si­cher­heit und kla­re Leit­plan­ken für ihre Stra­te­gien. Die Wirt­schaft­li­che Rele­vanz Recht wird somit neu defi­niert: Es ist nicht mehr nur ein Rah­men für Ver­trä­ge und Eigen­tum, son­dern ein akti­ves Instru­ment zur Gestal­tung einer zukunfts­fä­hi­gen Ökonomie.

Die Bedeu­tung Nach­hal­tig­keits­recht liegt also in sei­ner Funk­ti­on als Brü­cke zwi­schen nor­ma­ti­ven Nach­hal­tig­keits­zie­len und ihrer prak­ti­schen Umset­zung in allen Berei­chen des gesell­schaft­li­chen und wirt­schaft­li­chen Lebens. Es ist der recht­li­che Anker, der den Wan­del hin zu einer nach­hal­ti­ge­ren Welt ermög­licht und vor­an­treibt.
Wei­ter­füh­ren­de Quel­le:
Nach­hal­tig­keits­recht #1 | Ver­lag Österreich

Grund­la­gen und Her­aus­for­de­run­gen des Nachhaltigkeitsrechts

Die Grund­la­gen des Nach­hal­tig­keits­rechts spei­sen sich aus ver­schie­de­nen recht­li­chen Tra­di­tio­nen und Prin­zi­pi­en, die dar­auf abzie­len, die drei Dimen­sio­nen der Nach­hal­tig­keit – Öko­lo­gie, Sozia­les und Öko­no­mie – mit­ein­an­der in Ein­klang zu brin­gen. Zen­tra­le Prin­zi­pi­en des Nach­hal­tig­keits­rechts sind bei­spiels­wei­se das Vor­sor­ge­prin­zip, das besagt, dass Umwelt­schä­den und sozia­le Miss­stän­de pro­ak­tiv ver­mie­den wer­den müs­sen, selbst wenn wis­sen­schaft­li­che Unsi­cher­heit über das Aus­maß besteht. Das Ver­ur­sa­cher­prin­zip, bekannt aus dem Umwelt­recht, wird erwei­tert, um auch sozia­le und öko­no­mi­sche Ver­ant­wort­lich­kei­ten abzu­de­cken. Das Koope­ra­ti­ons­prin­zip betont die Not­wen­dig­keit der Zusam­men­ar­beit zwi­schen Staat, Wirt­schaft und Zivil­ge­sell­schaft. Ein wei­te­res grund­le­gen­des Prin­zip ist das Inte­gra­ti­ons­prin­zip, wel­ches for­dert, dass Nach­hal­tig­keits­aspek­te in alle rele­van­ten Poli­tik- und Rechts­be­rei­che inte­griert wer­den müs­sen. Dar­über hin­aus spielt die Idee der inter­ge­ne­ra­tio­nel­len Gerech­tig­keit eine fun­da­men­ta­le Rol­le: Recht­li­che Rege­lun­gen sol­len sicher­stel­len, dass zukünf­ti­ge Gene­ra­tio­nen die glei­chen Chan­cen auf eine lebens­wer­te Umwelt und eine funk­tio­nie­ren­de Gesell­schaft haben wie die heutige.

Trotz die­ser tra­gen­den Säu­len steht das Nach­hal­tig­keits­recht vor erheb­li­chen Her­aus­for­de­run­gen. Eine der größ­ten ist die Über­win­dung von Ziel­kon­flik­ten Recht und Dilem­ma­ta Nach­hal­tig­keit. Nach­hal­ti­ge Ent­wick­lung ist per Defi­ni­ti­on ein kom­ple­xer Pro­zess, der oft kon­kur­rie­ren­de Inter­es­sen und Zie­le auf­weist. Wie lässt sich bei­spiels­wei­se das Ziel wirt­schaft­li­chen Wachs­tums mit dem Schutz begrenz­ter natür­li­cher Res­sour­cen ver­ein­ba­ren? Wie kön­nen sozia­le Gerech­tig­keit und öko­lo­gi­sche Not­wen­dig­kei­ten gleich­zei­tig adres­siert wer­den? Sol­che Dilem­ma­ta der Nach­hal­tig­keit sind im Recht schwer auf­zu­lö­sen, da sie grund­le­gen­de Abwä­gun­gen erfor­dern. Ein ver­tie­fen­der Arti­kel zu die­sem The­ma ist Dilem­ma­ta der Nach­hal­tig­keit. Die­ser Bei­trag von Hen­kel et al. (2023) beleuch­tet die kom­ple­xen Span­nungs­fel­der, die inher­ent in der Ver­fol­gung von Nach­hal­tig­keit lie­gen und die auch das Nach­hal­tig­keits­recht maß­geb­lich prä­gen und her­aus­for­dern. Wei­te­re Her­aus­for­de­run­gen Nach­hal­tig­keits­recht umfas­sen die man­geln­de Durch­setz­bar­keit grenz­über­schrei­ten­der Nach­hal­tig­keits­stan­dards, die Schwie­rig­keit, lang­fris­ti­ge öko­lo­gi­sche und sozia­le Kos­ten in kurz­fris­ti­ge wirt­schaft­li­che Ent­schei­dun­gen zu inte­grie­ren, sowie die Not­wen­dig­keit, glo­ba­le Pro­ble­me mit natio­na­len Rechts­sys­te­men zu adres­sie­ren. Das Nach­hal­tig­keits­recht muss Wege fin­den, die­se Her­aus­for­de­run­gen zu meis­tern und effek­ti­ve Mecha­nis­men zur Steue­rung und Umset­zung nach­hal­ti­ger Ent­wick­lung zu entwickeln.

Neue Ansät­ze und Per­spek­ti­ven im Nachhaltigkeitsrecht

Das Nach­hal­tig­keits­recht ist ein dyna­mi­sches Feld, das stän­dig neue Ansät­ze Recht und Per­spek­ti­ven Nach­hal­tig­keits­recht ent­wi­ckelt, um den kom­ple­xen Her­aus­for­de­run­gen unse­rer Zeit zu begeg­nen. Das tra­di­tio­nel­le Rechts­sys­tem, oft aus­ge­rich­tet auf die Regu­lie­rung sepa­ra­ter Sek­to­ren und kurz­fris­ti­ge Inter­es­sen, muss grund­le­gend Recht neu den­ken. Es geht dar­um, inno­va­ti­ve Rechts­in­stru­men­te zu schaf­fen, die über klas­si­sche Gebo­te und Ver­bo­te hin­aus­ge­hen und trans­for­ma­ti­ve Pro­zes­se ansto­ßen kön­nen. Ein zen­tra­ler Ansatz ist die Ent­wick­lung eines zukunfts­fä­hi­ges Recht, das die pla­ne­ta­ren Gren­zen und sozia­len Grund­be­dürf­nis­se stär­ker berück­sich­tigt. Kon­zep­te wie das Recht auf eine gesun­de Umwelt, die Aner­ken­nung der Rech­te der Natur oder die Ein­füh­rung von Kli­ma­kla­gen sind Aus­druck die­ses Wandels.

Ein wei­te­rer neu­er Ansatz ist die stär­ke­re Ein­bin­dung von Nicht-Staat­li­chen Akteu­ren. Neben staat­li­cher Regu­lie­rung gewin­nen frei­wil­li­ge Stan­dards, Zer­ti­fi­zie­rungs­sys­te­me und die Cor­po­ra­te Social Respon­si­bi­li­ty (CSR), die nun teil­wei­se auch gesetz­lich ver­an­kert wird (wie in Abschnitt 6 näher beleuch­tet), an Bedeu­tung. Pri­va­te Initia­ti­ven und zivil­ge­sell­schaft­li­che Kla­gen spie­len eine immer grö­ße­re Rol­le bei der Durch­set­zung von Nach­hal­tig­keits­zie­len. Zudem wer­den inno­va­ti­ve Rechts­in­stru­men­te im Bereich der digi­ta­len Trans­for­ma­ti­on dis­ku­tiert, etwa der Ein­satz von Block­chain-Tech­no­lo­gie zur Siche­rung von Lie­fer­ket­ten­in­for­ma­tio­nen oder die Nut­zung von Künst­li­cher Intel­li­genz zur Über­wa­chung der Ein­hal­tung von Umweltvorschriften.

Die Per­spek­ti­ven Nach­hal­tig­keits­recht umfas­sen auch eine stär­ke­re Beto­nung von Trans­pa­renz und Rechen­schafts­pflicht. Unter­neh­men wer­den zuneh­mend ver­pflich­tet, über ihre öko­lo­gi­schen und sozia­len Aus­wir­kun­gen zu berich­ten. Finanz­märk­te berück­sich­ti­gen ESG-Kri­te­ri­en (Envi­ron­men­tal, Social, Gover­nan­ce) immer stär­ker, was durch ent­spre­chen­de Offen­le­gungs­pflich­ten recht­lich flan­kiert wird. Es geht dar­um, Anrei­ze für nach­hal­ti­ges Ver­hal­ten zu schaf­fen und gleich­zei­tig sicher­zu­stel­len, dass die Kos­ten nicht zu Las­ten zukünf­ti­ger Gene­ra­tio­nen oder mar­gi­na­li­sier­ter Grup­pen gehen. Die Not­wen­dig­keit, das Recht ange­sichts der Nach­hal­tig­keits­her­aus­for­de­run­gen neu zu den­ken, wird in ver­schie­de­nen Publi­ka­tio­nen betont, wie bei­spiels­wei­se in Was ist Nach­hal­tig­keits­recht? Von der Not­wen­dig­keit, das Recht …, der das Feld als holis­ti­sches, gesamt­heit­li­ches Kon­zept beschreibt Nach­hal­tig­keits­recht #1 | Ver­lag Öster­reich und Ana­ly­sen zum Selbst­ver­ständ­nis, Sta­tus Quo und den Per­spek­ti­ven bie­tet Nach­hal­tig­keits­recht: Selbst­ver­ständ­nis, Sta­tus Quo und Per­spek­ti­ven. Die­se neu­en Ansät­ze zei­gen, dass das Nach­hal­tig­keits­recht sich von einem reak­ti­ven zu einem pro­ak­ti­ven, trans­for­ma­ti­ven Rechts­ge­biet wan­delt, das ver­sucht, die kom­ple­xen Wech­sel­wir­kun­gen zwi­schen Mensch und Umwelt ganz­heit­lich zu erfas­sen und zu steuern.

Prak­ti­sche Anwen­dungs­be­rei­che des Nachhaltigkeitsrechts

Das Nach­hal­tig­keits­recht ist kein iso­lier­tes Fach­ge­biet, son­dern durch­dringt zuneh­mend nahe­zu alle Berei­che des Rechts­sys­tems. Die Nach­hal­tig­keits­recht Anwen­dungs­be­rei­che sind viel­fäl­tig und rei­chen vom klas­si­schen Umwelt- und Sozi­al­recht bis hin zu schein­bar bran­chen­frem­den Gebie­ten wie dem Finanz- oder Gesell­schafts­recht. Die­se brei­te Streu­ung unter­streicht den Anspruch des Nach­hal­tig­keits­rechts als Quer­schnitts­ma­te­rie, die eine ganz­heit­li­che Per­spek­ti­ve einnimmt.

Ein pro­mi­nen­ter Anwen­dungs­be­reich ist das Nach­hal­tig­keit Unter­neh­mens­recht. Hier mani­fes­tiert sich das Nach­hal­tig­keits­recht in Pflich­ten zur Cor­po­ra­te Social Respon­si­bi­li­ty (CSR) und zur Lie­fer­ket­ten­ver­ant­wor­tung. Ein Bei­spiel ist das deut­sche Lie­fer­ket­ten­sorg­falts­pflich­ten­ge­setz (LkSG), das Unter­neh­men ab einer bestimm­ten Grö­ße dazu ver­pflich­tet, men­schen­recht­li­che und umwelt­be­zo­ge­ne Sorg­falts­pflich­ten in ihren glo­ba­len Lie­fer­ket­ten zu beach­ten und zu doku­men­tie­ren. Dies umfasst Risi­ko­ma­nage­ment, Prä­ven­ti­ons­maß­nah­men und die Ein­rich­tung von Beschwer­de­me­cha­nis­men. Auch die Cor­po­ra­te Gover­nan­ce wird zuneh­mend unter Nach­hal­tig­keits­ge­sichts­punk­ten betrach­tet, etwa durch die Inte­gra­ti­on von ESG-Kri­te­ri­en in die Vor­stands­ver­gü­tung oder die Zusam­men­set­zung von Aufsichtsräten.

Ein wei­te­rer wich­ti­ger Sek­tor ist das Nach­hal­tig­keit Finanz­recht. Die Trans­for­ma­ti­on zu einer nach­hal­ti­gen Wirt­schaft erfor­dert mas­si­ve Inves­ti­tio­nen. Das Finanz­recht spielt eine ent­schei­den­de Rol­le dabei, Kapi­tal­strö­me in nach­hal­ti­ge Akti­vi­tä­ten zu len­ken. Die EU-Taxo­no­mie-Ver­ord­nung ist hier ein Schlüs­sel­bei­spiel. Sie defi­niert, wel­che Wirt­schafts­ak­ti­vi­tä­ten als öko­lo­gisch nach­hal­tig gel­ten, und schafft damit Trans­pa­renz und eine gemein­sa­me Spra­che für nach­hal­ti­ge Inves­ti­tio­nen. Vor­schrif­ten zur Offen­le­gung von Nach­hal­tig­keits­ri­si­ken (z.B. im Rah­men der Sus­tainable Finan­ce Dis­clo­sure Regu­la­ti­on – SFDR) sowie die Ent­wick­lung von grü­nen Anlei­hen und ande­ren nach­hal­ti­gen Finanz­pro­duk­ten sind wei­te­re Facet­ten die­ses Anwen­dungs­be­reichs.

Auch im Bereich der Städ­te­pla­nung und des Bau­rechts gewinnt die Nach­hal­tig­keit an Bedeu­tung. Hier geht es um die Schaf­fung lebens­wer­ter und resi­li­en­ter urba­ner Räu­me. Das Nach­hal­tig­keits­recht Städ­te­pla­nung umfasst Rege­lun­gen zu Flä­chen­nut­zung, Ener­gie­ef­fi­zi­enz von Gebäu­den, urba­ner Mobi­li­tät, Grün­flä­chen­ge­stal­tung und Kli­ma­an­pas­sungs­maß­nah­men. Bebau­ungs­plä­ne kön­nen bei­spiels­wei­se Vor­ga­ben zur Instal­la­ti­on von Solar­an­la­gen, zur Nut­zung von Regen­was­ser oder zur För­de­rung des Rad­ver­kehrs ent­hal­ten. Ziel ist es, Städ­te so zu gestal­ten, dass sie öko­lo­gisch ver­träg­lich, sozi­al inklu­siv und öko­no­misch trag­fä­hig sind. Die­se Bei­spie­le zei­gen, wie das Nach­hal­tig­keits­recht kon­kre­te Aus­wir­kun­gen auf den All­tag von Unter­neh­men, Finanz­märk­ten und Bür­gern hat und als Motor für eine nach­hal­ti­ge Trans­for­ma­ti­on wirkt.

Das Nach­hal­tig­keits­recht ist mehr als nur eine Erwei­te­rung bestehen­der Rechts­ge­bie­te wie Umwelt- oder Sozi­al­recht; es ist ein eigen­stän­di­ges, auf­stre­ben­des Feld, das die Not­wen­dig­keit einer fun­da­men­ta­len Neu­aus­rich­tung des Rechts im Ange­sicht glo­ba­ler Nach­hal­tig­keits­her­aus­for­de­run­gen wider­spie­gelt. Es dient als ent­schei­den­des Gestal­tungs- und Steue­rungs­in­stru­ment, um die ambi­tio­nier­ten Zie­le einer öko­lo­gisch intak­ten, sozi­al gerech­ten und wirt­schaft­lich zukunfts­fä­hi­gen Gesell­schaft zu errei­chen. Dabei stößt das Nach­hal­tig­keits­recht auf inhä­ren­te Her­aus­for­de­run­gen und Ziel­kon­flik­te, da die ver­schie­de­nen Säu­len der Nach­hal­tig­keit – Öko­no­mie, Öko­lo­gie und Sozia­les – oft in Span­nung zuein­an­der­ste­hen. Den­noch zei­gen neue Ansät­ze und inno­va­ti­ve Rechts­in­stru­men­te das enor­me Poten­zi­al, wie das Recht pro­ak­tiv und trans­for­ma­tiv wir­ken kann, um nach­hal­ti­ge Ent­wick­lun­gen in viel­fäl­ti­gen Anwen­dungs­be­rei­chen, vom Unter­neh­mens­sek­tor bis zur Städ­te­pla­nung, zu ermög­li­chen. Die fort­lau­fen­de Ent­wick­lung und Imple­men­tie­rung des Nach­hal­tig­keits­rechts ist somit uner­läss­lich für die Gestal­tung einer zukunfts­fä­hi­gen Welt.

Wei­ter­füh­ren­de Quellen

Was ist Nach­hal­tig­keits­recht? Von der Not­wen­dig­keit, das Recht … – Die­ser Bei­trag unter­streicht die Not­wen­dig­keit, das Recht ange­sichts der Nach­hal­tig­keits­her­aus­for­de­run­gen neu zu den­ken.
Nach­hal­tig­keits­recht #1 | Ver­lag Öster­reich – Die­se Quel­le beleuch­tet das Nach­hal­tig­keits­recht als holis­ti­sches, gesamt­heit­li­ches Kon­zept, das die Not­wen­dig­keit des Neu­den­kens des Rechts erfasst.
Nach­hal­tig­keits­recht: Selbst­ver­ständ­nis, Sta­tus Quo und Per­spek­ti­ven – Die­ser Arti­kel erör­tert das Selbst­ver­ständ­nis, den aktu­el­len Stand und die zukünf­ti­gen Per­spek­ti­ven des Nachhaltigkeitsrechts.